Tanja Sahib: "Es ist vorbei - ich weiß es nur noch nicht." - Bewältigung von traumatischen Geburtserfahrungen
Mit ihrem Werk: „Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht“, ist der Psychologin und systemischen Therapeutin Tanja Sahib ein sehr lesenswertes und praxisnahes Werk gelungen. Thema des Buches ist die Bewältigung traumatischer Geburtserfahrungen, insbesondere den Ausläufern Posttraumatische Belastungsstörung, Dissoziation und körperliche Traumafolgen.
Die Autorin schildert mit einer für Betroffene und Angehörige leicht verständlichen Sprache, was bei einer traumatischen Geburt passiert und welche Folgen ein solches Ereignis haben kann. Unter traumatischer Geburt wird dabei weniger der Fall eines totgeborenen Kindes verstanden, vielmehr geht es um die Fälle, in denen eine natürliche Geburt im Vorfeld erträumt war und ein unerwarteter Notkaiserschnitt diesem Traum ein jähes Ende setzte. Unterlegt ist die theoretische Darstellung, aus der die Fachkompetenz der Autorin spürbar wird, mit Fallbeispielen aus der Praxis, Zitaten von Betroffenen sowie Patienteninterwies, die die Problematik ergreifend veranschaulichen. Tanja Sahib ist daran gelegen, ihre Patienten immer wieder abzuholen und sie wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die Leser bei der Lektüre gut auf sich achten sollen, da nicht jeder die teils emotional aufgeladenen Inhalte des Buches leicht verkraftet. Erfrischend aufgelockert wird die Materie durch kleine Zeichnungen der Autorin und die Analogie einer Drachengeschichte, in der ein spielerisches Angebot zum Umgang mit der Angst und der Auswirkung des Traumas gemacht wird.
Neben der postpartalen Depression, Angst- und Zwangsstörung und der postpartalen Psychose zählt das Trauma unter der Geburt zu den häufigsten psychischen Belastungen, mit denen Mütter nach der Geburt zu kämpfen haben. Oftmals werden postpartale Depressionen auch bedingt durch eine als traumatisch erlebte Geburtserfahrung, die eng gekoppelt ist an Angstgefühle, ein innerliches Erstarren und eine erlebte Hilflosigkeit. Diese Gefühle können den ungehinderten Bindungsaufbau zum Neugeborenen verhindern und auch auf die Partnerschaft kann sich das Trauma negativ auswirken.
Das Buch endet mit einer Reihe praktischer, achtsamkeitsnaher Übungsanleitungen, die dabei helfen sollen, den eigenen Körper besser zu spüren und sich selbst zu beruhigen, wenn man verzweifelt ist oder von negativen Gefühlen überwältigt wird.